WEG DER ERINNERUNG

WILHELM LAI (1909 – 1943)

am 10. August 1940 wird er mit der Häftlingsnummer 14280 in die Insassenliste des KZs aufgenommen
KZ-Häftling in Osthofen im Juni 1933

Weg der Erinnerung in Pegnitz

In der Oberfränkischen Stadt Creußen soll für die Zukunft ein "Weg der Erinnerung" errichtet werden. Dieser umfasst mehrere Gedenkorte in der Stadt die von besonderer Bedeutung im Nationalsozialismus sind. Dafür sind Gedenk-Stelen geplant, die an den historischen Orten aufgestellt werden sollen. Da die Stelen selbst nur begrenzt Informationen über den jeweiligen Gedenkort bereitstellen kann, wurde diese Website konzipiert. Die Stelen werden über einen QR-Code mit dieser Homepage verbunden und wird dem Besucher ausführliche Informationen über den Gedenkort bereitstellen.  

Stele Wilhelm Lai

Die Stele Wilhelm Lai soll am Zipser Berg 15 errichtet werden. 

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Wilhelm Lai (1909 – 1943) 

Wilhelm Lai wurde als zweiter Sohn der Eheleute Johann Friedrich Lai, geboren am 3. Juli 1881 und Margarethe, geboren am 15. Dezember 1888, am 17. Januar 1909 in Würzburg geboren. Seine Geschwister waren Friedrich Johann, geboren am 24. November 1907 in Würzburg; Georg, geboren am 6. September 1911 in Pegnitz und Margarethe, geboren am 15. November 1914 ebenfalls in Pegnitz. Die Eltern waren im Deutschen Metallarbeiterbund gewerkschaftlich organisiert und politisch in der Sozialdemokratie engagiert. Ihre sozialistische Weltanschauung gaben sie an ihre Kinder weiter. Sie zogen um 1910 nach Pegnitz und arbeiteten beide in der Armaturen- und Maschinenfabrik AG (AMAG - heute KSB) als Muster-Gießer und als Maschinenarbeiterin. Sie wohnten am Zipser Berg 15, in einem Haus oberhalb der AMAG-Hilpert Pegnitzhütte. Der Vater fiel im Ersten Weltkrieg am 8. Mai 1915 bei Bzianka in Galizien. Danach musste die Mutter alle vier Kinder allein großziehen. Der älteste Sohn Friedrich Johann, genannt Hans, arbeitete nach seiner Lehre als Schlosser als Lagermeister im sozialdemokratischen Arbeiter-Konsum in Pegnitz. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten ging er nach Frankreich und trat in die Fremdenlegion ein.

 Am 10. August 1933 fiel er bei Kämpfen in Marokko. Sein Bruder Georg lernte Gärtner, die Schwester Margarethe Schneiderin. Wilhelm Lai beendete 1922 die 7-klassige Volksschule in Pegnitz und begann bei Verwandten in Unterfranken in der Nähe von  Lohr eine Tischler-Lehre, die er abbrach. 1923 begann er eine Lehre als Eisendreher bei der AMAG in Pegnitz. Bereits zuvor war er mit 13 Jahren dem „Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD)“ beigetreten.  Im Jahr 1924 organisierte er sich in der „Roten Hilfe“. Mit 15 Jahren wurde er Mitglied im „Deutschen Metallarbeiterverband“ und war ab 1925 Ortsvorsteher des KJVD in Pegnitz. In den Jahren von 1924 bis 1933 war Wilhelm Lai mehrmals Jugendvertrauensmann innerhalb des „Deutschen Metallarbeiterverbandes“ (DMV).









 

Nach Abschluss seiner Lehre 1926 verließ er Pegnitz und ging auf Wanderschaft. Auf der Wanderschaft arbeitete er in Chemnitz bei den Wanderer-Werken, in Rüsselsheim bei den Opel-Werken, bei Rüdesheim in der Maschinenfabrik Johannesberg-Geisenheim, in Ober-Ramstadt in der Röhr-Auto-AG. In den dortigen Betrieben war er Vertrauensmann des DMV und Mitglied der Bezirksleitung des KJVD. Aus seinen Verhören wird deutlich, dass sein familiäres Schicksal und die damit verbundene soziale Lage in ihm ein drängendes Bedürfnis nach sozialer Gerechtigkeit erweckte und er im gewerkschaftlichen Engagement ein politisches Instrument für diese sah. Mit seiner Arbeitslosigkeit ab 1931 scheint er sich von der Sozialdemokratie, in der seine Mutter organisiert war, immer weiter entfernt zu haben und wurde Mitglied der KPD in Darmstadt sowie der ‚Naturfreunde‘ in Eberstadt bei Darmstadt.Im gleichen Jahr trat er der „Revolutionären-Gewerkschafts-Opposition“ bei. An den Sitzungen der KPD und dem Roten Frontkämpferbund (RFB) nahm er als Vertrauensmann für Jugendfragen teil. In der „Roten Hilfe“ war er als Korrespondent für die Arbeiterpresse tätig.

Bei verschiedenen Aktionen der Kommunistischen Jugend wurde er im August 1929 kurzzeitig verhaftet. 1931 wurde er wegen Landfriedensbruch zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Anlass war ein Zusammenstoß zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten in Bensheim an der Bergstraße. Am 25. Juni 1932 heiratete er Maria Rosalia Müller (später Rosa Birkenhauer), geboren am 26. Juni 1911 in Eberstadt. Er war von März bis Juni 1933 Stadtteilleiter der in den Untergrund gedrängten KPD in Darmstadt und organisierte den Widerstand gegen das NS-Regime. Anfang  Juni 1933 wurde er für mehrere Wochen im Konzentrationslager Osthofen eingesperrt. Nach der Freilassung im Juli 1933 floh er vor erneuter Verhaftung in die Tschechoslowakei und nahm Kontakte zu kommunistischen und sozialistischen Emigrantenkreisen auf. Von der CSR reiste er zur Verbreitung von Schriften, wie der Arbeiter-Illustrierten-Zeitung und Flugblättern zur Agitation gegen das Hitler-Regime nach Nord- und Südbayern. Von Juni bis Oktober 1934 organisierte er in der Industriestadt Kladno, die nordwestlich von Prag liegt, Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit,

um die tschechische Arbeiterschaft zur Unterstützung des Widerstands gegen die Nationalsozialisten zu gewinnen. Aufgrund dieser Aktivitäten muss man ihn damit auch zum gewerkschaftlichen Widerstand gegen das NS-Regime zählen. Zum kommunistischen Emigranten Hans Beimler, dem es am 8. Mai 1933 gelang aus dem Konzentrationslager Dachau zu fliehen und der anschließend in Prag in der Reichsleitung der KPD tätig war, hatte Lai Kontakt und wurde mit illegaler Jugendarbeit der KPD im Reichsgebiet beauftragt. Sie bestand in Kuriertätigkeiten für den Aufbau illegaler kommunistischer Jugendorganisationen in Sachsen und Nordbayern. Ab Oktober 1934 war er in Leipzig und organisierte dort illegale kommunistische Jugendarbeit. Er geriet in zunehmende Zweifel gegenüber der Politik der illegalen KPD und flüchtete erneut im Januar 1935 in die CSR. Dort geriet er in Konflikt mit der kommunistischen Parteileitung und nahm Kontakte zu Mitgliedern der Gruppe „Neu Beginnen“ auf. Dort wurde er im bayerisch-tschechischen Grenzgebiet in Eisenstein Kontaktmann für die Gruppe um Waldemar Freiherr von Knoeringen und Willi Buisson. Ab 1934 wurde er wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ von der Polizei gesucht, später wurde er am 2. Juli 1940 vom NS-Regime ausgebürgert. 

Seine Mutter und seine Schwester wurden immer wieder zu Verhören geholt. Im Oktober 1934 besuchte er seine Frau Rosa noch einmal heimlich in Darmstadt und riet ihr, um weitere Schikanen zu vermeiden, sich scheiden zu lassen. 1935 war sein Bruder Georg in Nürnberg bei den Siemens-Schuckert-Werken als Bote beschäftigt und gab militärische Informationen über den Aufbau der deutschen Wehrmacht an seinen Bruder weiter. Dieser vermittelte diese an den tschechischen Geheimdienst, wie Aktenfunde der Gestapo in Prag im Jahr der Besetzung 1939 belegen sollten. Anfang 1936 floh Wilhelm Lai in die Schweiz nach Zürich und  im Mai 1936 nach Frankreich. Dort kam er bis Oktober 1936 in Romilly sur Seine bei ehemaligen französischen Kriegsgefangenen unter, die seine Mutter im 1. Weltkrieg in Pegnitz versorgte und die ihm Arbeit vermittelten. Ende 1936 schloss er sich in Spanien den internationalen Brigaden an. Von Barcelona aus kämpfte er als Angehöriger der 28. spanischen Division in der 11. internationalen Brigade bis Januar 1939 im ‚Beimler-Bataillon‘  gegen die Franco-Armee. Er floh nach dem Sieg Francos wieder zurück nach Romilly in Frankreich. Von den französischen Behörden festgenommen, wurde er zu vier Wochen Gefängnis verurteilt und in ein französisches 

Lager gebracht. Auf dem Transport in ein anderes Lager konnte er fliehen und floh im Oktober 1939 in die Schweiz. Am 1.4.1940 wurde er von der Gestapo Nürnberg-Fürth wegen Hochverrats erneut zur Fahndung ausgeschrieben.Die Schweizer Behörden schoben ihn im Juli 1941 nach Frankreich ab. In Annecy suchte er bei einem Kamerad der Naturfreunde Unterstützung um nach Lissabon zu gelangen und nach Südamerika auszuwandern. Die Flucht nach Portugal misslang und er wurde am 18. Oktober 1941 in das spanische Konzentrationslager Miranda de Ebro gebracht. Nach Angaben in den Gestapo-Akten soll er dort kommunistische Zellen gebildet und den Widerstand gegen die faschistischen Mächte organisiert haben.  Am 30. Mai 1942 starb die Mutter Margarethe in Bayreuth. Im  März 1942 stellte die Gestapo den Auslieferungsantrag an die spanischen Behörden und am 16. 10. 1942 wurde er an der spanisch-französischen Grenze an die Gestapo ausgeliefert und nach Köln in das dortige Gefängnis transportiert. Von dort wurde er am 20.11.1942 nach Fürth überführt und im dortigen Amtsgerichtsgefängnis in Einzelhaft eingesperrt. Am 9.1.1942 wurde er dem Amtsgericht Nürnberg überstellt.

Die Haftbedingungen und die stetigen Verhöre setzten ihm so zu, dass er sich am 18. Februar 1943 die Pulsadern öffnete. Er wurde gerettet und seine folgenden Fluchtversuche wurden mit Arrest bestraft. Am 22. Mai 1943 wurde er wegen Hochverrats angeklagt und am 22. Juni 1943 zum Tode verurteilt. Er versuchte eine Wieder-aufnahme des Verfahrens zu erreichen, aber er scheiterte damit. Er erklärte dem Untersuchungsrichter, dass er als Kind schon frühzeitig viel Schweres erleben musste. „Im letzten Weltkrieg war es, wo wir uns den ganzen Tag uns selbst überlassen waren, da die Mutter tagsüber im Betrieb arbeitete und auch am Abend keine Zeit für uns hatte, da sie müde war. Der Vater war den ‚Heldentod fürs Vaterland‘ gefallen…Trotzdem mussten wir als Kinder schlechteste Behandlung hinnehmen von vielen Seiten, und als ich später weder die Realschule besuchen durfte, trotz guter Volksschulzeugnisse, noch in die Reichswehr aufgenommen wurde, noch Kaufmann lernen konnte, weil ich eben von der Familie Lai war, blieb natürlich sehr viel in meinem ... Kindergemüt haften und hat sich natürlich auch später ausgewirkt.  

Als junger Mann kam ich in der Zeit der Nachkriegswehen und der Inflation in die Arbeiterbewegung und habe da immer uneigennützig und aufopferungsbereit an der Schaffung einer besseren Ordnung gearbeitet.“ Am 21. September 1943 erfolgte die Enthauptung von Willi Lai im Gefängnis in München-Stadelheim. Er schrieb noch einen Abschiedsbrief an seine Schwester Grete, in welchem er ihr versicherte, dass er immer mit den Gedanken bei ihr sei und sie sehr gern habe. Auch hier bezog er sich auf die so sehr prägende Kindheit „Verzeihe, was immer ich Dir und Euch allen für Unannehmlichkeiten bereitet habe. Du kennst aus eigener Erfahrung welche Jugend wir verlebt haben und das, was aus uns, auch aus mir geworden ist, das ist die Folge des frühzeitig Erlebten und das Ergebnis von Erziehung und der Verhältnisse in der wir großgeworden sind.“ Im staatsanwaltschaftlichen Protokoll wurde sogar vermerkt wie lange es gedauert hat, bis er aus der Zelle beim Scharfrichter angekommen war und wie lange es bis zur Enthauptung noch gedauert hatte. Ebenso, dass es keine Zwischenfälle oder besondere Vorkommnisse gegeben hatte. Die Schwester Grete Lai wohnte bis 15. Mai 1942 in Nürnberg. Seit dem 1. April 1943 war Grete Lai als Kontoristin beim Wirtschaftsamt,

Reichslager Bamberg angestellt, zuvor beim NS-Lehrerbund in Bayreuth. In ihrer Beurteilung wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass sie aus einer Familie von Kommunisten komme und trotz unauffälligen Verhaltens Vorsicht geboten sei. Sein Bruder Georg war zu dieser Zeit im KZ Auschwitz gefangen und wurde im Januar 1945 in die SS-Division ‚Dirlewanger‘ gezwungen und dort am 21.2.1945 erschossen. Nach dem Ende des Nationalsozialismus beantragte Grete Lai Entschädigungen für ihre zwei Brüder, da beide gewaltsam vom NS-Regime getötet wurden. Das Haus am Zipser Berg 15 in Pegnitz verkaufte sie 1959. Nachdem 1958 der Antrag auf Entschädigung von Grete Lai gestellt wurde, dauerte es bis in das Jahr 1962, in dem dann ein Vergleich geschlossen wurde. Eine wirkliche Wiedergutmachung für den Terror des NS-Regimes an der Familie Lai erfolgte nie. Der Lebenslauf und das politische Engagement von Wilhelm Lai ist für diese biographische Beschreibung ausnahmslos den NS-Akten und den Nachkriegsentschädigungsakten entnommen worden. Diese Akten enthalten sehr widersprüchliche Aussagen von Wilhelm Lai über seine Aktivitäten in der Tschechoslowakei 1934, einmal gegenüber der tschechischen Polizei, wo er sich als Sozialdemokrat ausgibt,

und den letzten Verhören durch die Gestapo im Jahr 1942, wo er seine kommunistische Vergangenheit  und die Tätigkeit im Exil beschreibt. Unter Berücksichtigung der unter Torturen und Ängsten erfolgten Aussagen gegenüber den staatlichen Zwangsorganen lässt sich aus allen Originalquellen der Charakter eines aufrechten Kämpfers gegen den Faschismus erkennen, der auch den eigenen ideologischen Anschauungen Skepsis und Zweifel entgegenbrachte und Gutes für den Fortschritt der Menschheit erreichen wollte. Im politischen Widerstand gegen das NS-Regime ist Wilhelm Lai dem linkssozialistischen Widerstandkreisen zuzuordnen, der sicher die  Volksfrontpolitik der KPD unterstützte, wie auch der sozialdemokratische Flügel um Hermann Brill. Seine Kontakte zu Neu-Beginnen lassen diese These sehr wahrscheinlich zu. Sein Aufenthalt im Konzentrationslager Osthofen war der Beginn eines zehnjährigen Kampfes gegen den Faschismus und Teil einer Leidensgeschichte einer ganzen Familie. Sein Lebenskampf steht beispielhaft für das andere Deutschland, dass für Frieden, Recht und Freiheit gegen den Naziterror eintrat. 

Den vollständigen Text können sie mit Quellenangaben hier als PDF herunterladen!  Der Text unterliegt dem Urheberrecht!

Stelen gegen das Vergessen

WEG DER ERINNERUNG

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